Strukturwandel ist ein Charakteristikum vieler vormaliger Industriestandorte.
Ohne Wandel – ob politisch oder ökonomisch motiviert – gäbe es die Kraft des Beharrens nicht, die der fotografischen Vorgehensweise zugrunde liegt, nicht den Wunsch, etwas dem Strom der Zeit zu entreißen und gewissermaßen auf Dauer zu stellen.
In meiner fotografischen Serie Tracing Silence verfolge ich mit meiner Kamera diese Spur der Stille. Es geht um eine zweidimensionale Interpretation des Raumes (Natur oder Architektur) und um die Fotografie als Reduktion.
Meine Fotoarbeiten auf Leinwand erzählen Geschichten und übermitteln Stimmungen.
Betrachter und Blick bleiben in Bewegung. Ich halte Ansichten und Eindrücke in Totalen und Details mit der Kamera fest. Erkundungsdrang und Empfindungsintensität fließen in die Aufnahmen ein.
Die Stille der Industriebrachen schlägt sich als zeichenhaftes Einzelereignis nieder.
Zerstörte Natur, prekäre Kultur und gefrorene Geschichte spiegeln sich in Aufnahmen, die zwischen Wirklichkeitsdarstellung und Verdichtung auf der Schwelle zur Abstraktion liegen.
Die Energie der visuellen Funde spiegelt sich in einer Inszenierung, die das breite sinnliche Spektrum der Begegnung mit einem neuen Raum auffächert.
Kompression und Schichtung in Fotografien und Überblendungen in Videos schälen Archetypisches aus Orten und Objekten und geben der Stille eine Sprache, die sich aus dem Sehen speist.
SURIA KASSIMI ÜBER SICH:
Von 1975 bis 1981 studierte ich an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin und schloss mein Studium dort als Meisterschülerin von Fred Thieler ab.
Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeit liegt aktuell in den Bereichen Medienkunst und Fotografie.
Ich bin Mitglied der VG-BILDKUNST, des BBK (Berlin,Bonn,Düsseldorf), des RBK Essen, des deutschen Verbands für Fotografie sowie der GEDOK Bonn.Seit 2018 bin ich Vorstandsvorsitzende im Kunstverein ReDo e. V. (Gemeinnütziger Kunstverein für Recklinghausen und Dortmund).
POSITION
Authentizität und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Zeit verändert die Perspektive auf die Menschen, auf die Landschaft und die Welt. Sie löscht Spuren aus und legt neue. In meinen Arbeiten geht es um Entwicklungsprozesse, die sich in Verfremdungsstrategien verbildlichen. Charakteristisch für meine
fotografisch/fotomalerische Arbeit ist die Dialektik zwischen Inbesitznahme und Entzug, emotionaler Geste und mechanisch-maschineller Distanz. Ich nutze die technischen Möglichkeiten von Fotografie und die Gestaltungsmittel der Malerei. Daraus ergibt sich eine eigentümliche visuelle Qualität der Verschmelzung von gemaltem Bild und technischer Oberfläche.
ARBEITSWEISE
Wenn ich mit meiner Kamera unterwegs bin, halte ich das Ephemere der Erscheinungen als Video-Skizze oder Fotografie fest. In meinem Atelier greife ich diesen Impuls auf und interpretiere ihn neu.
Das unmittelbare Bearbeiten des Materials und die damit verbundene sinnliche Qualität sind für mich wie eine Fährte zum Werdegang des Abgebildeten. Die gestischen und malerischen Interventionen befreien dabei von der im Foto/Video gezeigten Realität des Augenblicks und erweitern den motivischen Kontext.
Expressivität oder mutwilliges Einbauen von Bildstörungen in meine Arbeiten sind konzeptionsbedingt und dienen der emotionalen Erkennbarkeit einer Entwicklung. Das Zusammenspiel von digitalem Bild und haptisch bearbeitetem analogem Bildträger erzeugt ein oszillierendes Gefühl für eine sich geheimnisvoll
gestaltende gewissermaßen fragmentierte Wirklichkeit, die Form und Inhalt meiner künstlerischen Position repräsentiert.
Gefördert von: