Dienstag bis Freitag 16.00 – 18.00 Uhr
Eintritt frei!
Autobahn
Es ist fast schon ein Reizwort, ein Symbol einer Vergangenheit, in der der Traum von Fortschritt und Mobilität untrennbar mit dem Automobil verbunden war. Zugleich Alltag, Lebensraum und zweite Heimat vieler Pendler und Berufskraftfahrer. Der Traum von individueller Freiheit und gleichzeitig ein Netzwerk, das Europa wie Adern durchzieht und zuverlässig mit Waren versorgt. Eine eigene Ästhetik wohnt diesem Netz inne, das weder sentimental ländliche Idylle zelebriert, noch die Bedeutung und Historie der Stadtkerne spiegelt. Entfesselte Dynamik, befreit von Idyll und Pathos prägt das Bild der Autobahn.
Nüchternheit, Neutralität, gerade Linien bis zum Horizont. Sie kommt schnorkellos daher, befreit von Ornamenten, der Funktion dienend. Heute ist sie gespickt mit Hinweisen zum Benzinsparen und dem schlechten Gewissen vieler Reisender.
Hier erhellt Neonlicht die Nacht, die Raststätten arbeiten 24/7. Die Tristesse vermüllter Rastplätze, zurückgelassener Haustiere, bezahlbarer Liebe und von der Zeit vergessener Motels wird wieder wettgemacht durch die unglaubliche Weite und unverhoffte Zartheit eines Sonnenuntergangs. Malen wir das Bild einer überreifen Epoche, die dringend Wandel braucht, vielleicht sogar den Abgesang für die Menschheit?
Wie sieht wohl die Zukunft der Autobahnen aus? Ist es die elektrisierte individuelle Mobilität, die die Autobahnen bald in neuem abgasfreien Glanz erstrahlen lassen wird? Oder werden diese Wege obsolet und schließlich dem Wildwuchs der Natur überlassen?
Die Durchführung
Die Künstler:innen Frauke Bohge, Joeri Léfevre, Janko Göttlicher, Cedric Visser und Corinna Weiner sind sich 2022 in Noordwijk aan Zee (NL) begegnet, wo sie eine Woche lang gemeinsam gemalt und sich ausgetauscht haben. Sie alle beschäftigen sich in ihrer Malerei intensiv mit besonderen Orten, und so entstand noch vor Ort die Idee, gemeinsam ein Projekt zum Thema Autobahn zu entwickeln.
Eine gemeinsame Reise in einem Elektroauto von Amsterdam nach Berlin mit Stopps und Übernachtungen in Motels wird ihnen die Möglichkeit geben, die Atmosphäre in sich aufzunehmen und Bilder, Skizzen, Fotos und Videos zu entwickeln, die für sie Anknüpfungspunkte für weitere Arbeiten im Atelier sein werden. Der Geschwindigkeit und Dynamik des Themas werden die Künstler:innen die Langsamkeit des Mediums Malerei entgegensetzen und den Realismus mit eigenen Visionen und Traumbildern konfrontieren.
Die KünstlerInnen
Frauke Bohge (geb. 1983 in Berlin) studierte 2003-11 an der Universität Potsdam Kunst und Philosophie. Von 2011-15 arbeitete sie an der Philosophischen Fakultät der Universität Postdam. Seit 2008 stellt Frauke regelmäßig aus. Sie ist seit 2022 Protagonistin der Langzeitdokumentation „5 Ways“ (Blitzfang Medien mit Sammlung Holtmann).
Janko Göttlicher (geb. 1974 in Hamburg) erhielt 1981 die doppelte Staatsbürgerschaft (Dänisch-Deutsch). Von 1989 bis 1994 lebte er in Dänemark, wo er auch seine Hochschulreife erwarb. Er studierte an der Københavns Teknisk Skole (grafischer Bereich) (1994 -1995), und an der HAW Hamburg Illustration bei Klaus Waschk, Eunim Ro und Rüdiger Stoje und schloß mit Diplom ab (1995-2001). 1996 bekam er das Pinneberger Stipendium. Janko studierte zudem Kunst auf Lehramt an der HbK in Hamburg (2001-04). 2001 wurde er von der LVA Hamburg beim Studentischen Ideenwettbewerb (Kunst am Bau) prämiert. Seit 2004 ist Janko Göttlicher Freischaffender Künstler. Seitdem nimmt er regelmäßig an Symposien und Plein Airs teil, z. B. in den Niederlanden, in Italien und Dänemark. Er arbeitete als Artist in Recidence in Kenia, den Niederlanden und auf den Faröer.
Joeri Lefévre (geb. 1988 in Meers, Niederlande) lebt und arbeitet in Amsterdam. Joeri studierte Malerei in Utrecht (2004-08), Groningen (2009/10) und Florenz (2011/12), im Nebenfach zudem Game Design & Development. Er wurde ausgezeichnet mit dem Royal Painting Award 2019 und 2021, sowie nominiert im Jahr 2022.
Cédric Visser (geb. 1988 in Leuven, Belgien), wuchs in Leiden (Niederlande) auf. Er begann seine Karriere als 2D-Animator. Nach seinem Studium in Ghent (Belgien) zog er nach Agoulème (Frankreich) und arbeitete im Studio tigoboANIMATION. Fünf Jahre später begann er in Italien mit der Pleinair-Malerei, später zog er zurück in die Niederlande, wo er jetzt seit zwei Jahren lebt und arbeitet. Er hat u.a. am Terni Plein Air Festival (Italien), am Schilderfestival Noordwijk (Niederlande) und am Wexford Art in the Open Festival (Irland) teilgenommen, wo er einen Preis gewann.
Corinna Weiner (geb. 1977 in Berlin) studierte 1997 bis 2003 an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Marwan und Prof. Baselitz, sowie in New York (2002) und Marseille (Erasmus-Stipendium 1999). Corinna gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. den Walther-Hellenthal-Preis für Malerei, den Kunstpreis der Akademie der Künste, Berlin, den Birgit-Bolsmann-Preis und den Rembrandt Painting Award.
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